Kurze Projektgeschichte

Motivation: Im Internet findet sich einiges, auch an Anatomieangeboten zu Kopf und Gehirn. Das meiste ist bunt, aber nur wenig passt zum anderen. Die Materialien sind oft unvollständig, und über die Verlässlichkeit
der dargebotenen Information lässt sich in vielen Fällen nur spekulieren.

Für die Lehre und die wissenschaftliche Kommunikation wünscht man sich jedoch eine zuverlässige Visualisierung anatomischer Sachverhalte von Kopf, Hals und Gehirn kombiniert mit einer aktuellen, international verwendbaren und wissenschaftlich fundierten Nomenklatur.

Schwierigkeiten: Solche Inhalte sind nur schwer neu herzustellen, weshalb es im Netz gerne zu Zweit- und Drittverwertungen, oft mit inhaltlichen Verfälschungen, kommt. Die Anfertigung von menschlichen Kopf-
und Gehirnscheiben und deren Interpretation ist kein einfaches Gebiet. Die Präparate müssen sorgfältig
hergestellt und von Experten interpretiert werden. Um einzelne anatomische Strukturen sicher identifizieren
und benennen zu können, müssen sie im Zweifelsfall mit der Sonde am Präparat nachverfolgt werden
können, eine Möglichkeit, die bei rein virtuellen Bildserien aus dem Netz, selbst umfangreichen, wie
z.B. denen des „Visual Human“-Projekts, nicht besteht.

„Do-it-yourself“ und Vogt-Sammlung: Die dem vorliegenden Projekt zu Grunde liegenden Kopfpräparate: lückenlose anatomische Schnittserien in drei Raumrichtungen, wurden im eigenen Hause (H.-Heine Universität Düsseldorf) angefertigt, fotografiert und interpretiert; es besteht bei Unklarheiten jederzeit Zugriff
auf das Originalmaterial. Für die Analyse des Gehirns wurde auf ein Präparat aus der in Düsseldorf beheimateten Vogt’schen Hirnsammlung zurückgegriffen, das von dem brillanten deutschen Hirnforscher Oskar Vogt selbst bearbeitet und geschnitten wurde. Es handelt sich um das morphologisch-anatomisch
wohl bestuntersuchte Gehirn weltweit (allein ca. 50 wissenschaftliche Arbeiten zu an diesem Gehirn vorgenommenen Untersuchungen teils prominenter Autoren finden Sie im Volltext auf www.thehumanbrain.info/database/db_literature.php.

Erster Atlas: Auf der Basis der Präparate angefertigte Abbildungen und Atlastafeln wurden, zunächst noch
in schwarz-weiß, erstmals 1997 im preisgekrönten „Atlas of the Human Brain“ im angelsächsischen Raum in Buchform veröffentlicht. Seither unterliegen die Inhalte „öffentlicher Kontrolle“ und wurden bis zur aktuellen dritten Auflage fortlaufend korrigiert und optimiert. Von der der ersten Auflage an enthielten alle Atlanten
bereits eine CD-ROM (später DVD) mit erweiterten Materialien und zusätzlichen interaktiven Anwendungen.

Digital und Interaktiv: Die in neuerer Zeit vorgenommene Digitalisierung und Überführung wichtiger Inhalte
aus dem aktuellen Atlas of the Human Brain (3. ed.) in zeitgemäße und benutzerfreundliche Anwendungen bewahrt die hohe Qualität des Originals und erlaubt zusätzlich einen neuen leichten, beinahe spielerischen Umgang mit der Materie. Eine Vielzahl aufwändiger und benutzerfreundlicher Funktionen (beispielsweise die mehrsprachige Nomenklatur mit Übersetzungsmöglichkeit, die Abkürzungs- und Struktursuche) unterstützen den Anwender bei anatomischen Fragestellungen. Zusätzliche Bildmaterialien und Tomographien erlauben Detaildarstellungen und erweitern das Spektrum der behandelten bildgebenden Verfahren.

Teaching*TheHumanBrain: Auf dieser Basis war es endlich möglich, ein funktionierendes und konsistentes Informationssystem zur Anatomie von Kopf, Hals und Gehirn aufzubauen, das in der Lehre wie der Wissenschaft gleichermaßen einsetzbar ist. Es wurde das Projekt Teaching*TheHumanBrain ins Leben gerufen, das zum Ziel hat, die für die Lehre relevanten Inhalte und Anwendungen hieraus allen Lehrenden
und Lernenden online frei zur Verfügung zu stellen und dabei auch Sprachgrenzen zu überwinden. Auf der vorliegenden Projektwebsite teaching.thehumanbrain.info finden Sie den derzeitigen Stand dieser Arbeiten. Aller Inhalte der Site stehen unter der Creative Commons Lizenz und erlauben einen sehr freien und unkomplizierten Umgang mit den angebotenen Materialien. Auf dem Projektserver werden anatomischer Datenbestand und Nomenklatur zentral verwaltet und gepflegt (wozu extra eine Reihe spezieller Werkzeuge entwickelt wurden). Die Online-Anwendungen profitieren sofort von Fehlerkorrekturen und Updates. Mit der etablierten wissenschaftlichen Site www.thehumanbrain.info besteht ein enger Datenaustausch, der dazu beiträgt, die hohe inhaltliche Qualität des Projekts zu sichern.

Die Zeit bleibt nicht stehen. Wir entwickeln weitere neue Anwendungen; einige (wie das Glossar) sind noch
im Aufbau und werden erweitert. Sie können das Angebot mitgestalten und qualitativ verbessern, indem Sie uns Ihre Wünsche und geplanten Einsatzszenarien beschreiben und gefundene Fehler mitteilen.

Oskar Vogt (Portrait des Hirnforschers)

Abb.: Der deutschen Hirnforscher Oskar Vogt (1870 – 1959) begründete die Vogt’sche Hirnsammlung
Quelle: Vogt-Archiv (BA 150)




Die Hirnatlanten von 1997 – 2008 Die Hirnatlanten von 1997 – 2008 Die Hirnatlanten von 1997 – 2008

Abb.: Die Hirnatlanten von 1997 – 2008




Abb.: Auswahl interaktiver Anwendungen (Kopf-Atlanten) auf teaching.thehumanbrain.info