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01 Oberflächliche Gesichts- und Halsregionen: Hautschnitte

2. Präparation

Ablösen der Haut (Epidermis + Dermis = Cutis)
Entfernen des Unterhautbindegewebes (Subdermis = Subcutis)

Vorsicht:
Um die Haut(lappen) spannungsfrei entfernen zu können, müssen Sie zunächst eine Reihe sorgfältig gewählter Schnitte anlegen. Richtung, Ausdehnung und Tiefe der Schnitte sind wichtig (Abb. 1-9).

Schneiden Sie gegen die Unterseite der (weißlich glänzenden) Lederhaut und trennen Sie die Bindegewebsstränge, die zwischen Haut und Unterhaut (Dermis und Subdermis) verlaufen (HISTO).

Vermeiden Sie Schnitte, die unter die Haut selbst reichen, um Gefäße, Nerven und Muskeln innerhalb des subkutanen Gewebes zu schonen.

Wegen des innigen Zusammenhangs der mimischen Muskulatur mit der Dermis und Subdermis sind deren Ansatzstellen nach der Abtragung der Haut zerstört. Um diesen Schaden gering zu halten, führen Sie bei der Darstellung der mimischen Muskeln das Skalpell so dicht wie möglich an der Unterseite der Haut! Auf keinen Fall dürfen Sie die Subdermis zusammen mit der Haut abtragen, da Sie mangels Übersicht darin eingebette Strukturen verletzen!

Informieren Sie sich daher unbedingt über den Verlauf der oberflächlichen Leitungsbahnen und die Lage der mimischen Muskeln (siehe folgende Kapitel).

2.1 Hautschnitte auf der ventralen Seite

A "Klassische" Schnittführung


Die "klassische" Schnittführung entspricht der (Abb. 1-9).



Abb. 1-9: Hautschnitte und Präparationsrichtungen an der Ventralseite des Kopf-Hals-Präparates

B "Facelift" - Präparation

Die "Facelift"-Präparation entspricht der (Abb. 1-10).

Anstelle der unter 1.1 beschriebenen "Klassischen" Schnittführung der Haut wird – wenn immer möglich – die sog. "Facelift"-Präparation durchgeführt. Hierbei wird die Haut von der oberflächlichen Bindegewebsschicht SMAS-Schicht und diese wiederum von der darunterliegenden Schicht freigelegt.

Das SMAS ist eine Faszienschicht, an der die mimischen Mm. (M. frontalis, M. risorius, peripherer Teil des M. orbicularis oculi und das Platysma) anhaften. Es erstreckt sich vom M. fontalis und der Fascia temporalis bis zum Platysma. Es am Arcus zygomaticus und hinten an der Faszie des Tragus fixiert. Diese aponeurotische Struktur wirkt wie ein Spanner der Gesichtsmuskeln.

Beachte:

Was ist SMAS ?

(= superficial muscular and aponeurotic system of the face = oberflächliche Bindegewebsschicht)

Abb. 1-10: Hautschnitte und Präparationsrichtungen bei der sog. Facelift-Präparation.

Die Schnittführung

  • beginnt nicht mittig, sondern paramedian, knapp (3 Follikelweiten) über der Haargrenze,
  • folgt der natürlichen Linie vor dem Ohr,
  • biegt unterhalb des Ohrläppchens nach hinten um,
  • steigt hinter dem Ohr aufwärts und
  • erfasst die Region knapp innerhalb oder an der Grenze zum Scalp.

Im Rahmen des Präparierkurses wird nach der Präparation die Gesichtshaut über dem SMAS-Lappen entfernt um seine Ausdehnung, seine Fixierung und topografischen Zusammenhänge zu überprüfen. (Bei der plastischen Chirurgie (Facelift Operation) wird der SMAS-Lappen nach der Präparation gestrafft und fixiert. Die Haut wird anschließend spannungsfrei wieder darübergelegt und vernäht).

Zeichnen Sie auf der intakten Haut die Lage der wichtigsten Leitungsbahnen ein und markieren die besonders gefährdeten Bezirke . Nach der Entfernung der Haut überprüfen Sie die Korrektheit der Lagebeziehungen und die Intaktheit aller relavanten Strukturen (vgl. Abb. 1-12a). (Fragen Sie, ob Sie vor der Präparation eine Gefäßdarstellung mit aushärtendem Kunststoff durchführen dürfen).

Abb. 1-12a: Sog. Danger-Zones
Abb. 1-12b: Oberflächliche Gesichtsregion

Oberflächliche seitliche Gesichtsregion mit Leitungsbahnen hoher Vulnerabilität bei gedeckten Operationen

Nach Abtragung der Haut werden Sie im Unterhautbindegewebe (Subdermis = Subcutis) Partien der mimischen Muskulatur und der Leitungsbahnen erkennen.

Die mit reichlichem Fettgewebe durchsetzte Unterhaut und die in das Fettgewebe eingebetteten mimischen Muskeln und Leitungsbahnen bleiben zunächst unversehrt liegen und werden zu einem späteren Zeitpunkt entfernt. Die bei der Entfernung der Haut anfallenden Hautlappen werden nach der Präparation vollständig vom Präparat entfernt. Sie werden aber im Aufbewahrungsgefäß bewahrt und müssen zum Schutz vor Austrocknung u.U zur Abdeckung des Präparates verwendet werden.

Bemühen Sie sich, diese zu benennen und bedenken Sie die Lage und den Verlauf der wichtigsten Strukturen. Entfernen Sie anschließend das Unterhautbindegewebe.

Abb. 1-13a: Oberflächliche Leitungs-bahnen nach Abtragung der Haut.
Abb. 1-13b: Teilabtragung des M. sternocleidomastoideus.

2.2 Dorsale Seite: Präparation von Hinterhaupt und Nacken

Beachte:

Höchstwahrscheinlich liegt die Haut im Bereich des Nackens in mühselig zu präparierenden Hautfalten vor. Dennoch muß die Haut am Hinterhaupt und Nacken mit größter Vorsicht abgetrennt werden. Direkt unter der Kutis liegen die darzustellenden Strukturen (A. und V. occipitalis, N. occipitalis major und minor, s.u.) in spärlichem Subkutanfett, das weitgehend durch sehr derbes Bindegewebe ersetzt sein kann. Gerade für dieses Gebiet gilt: lieber Löcher in die Haut schneiden als mit dem Skalpell die Gefäße und Nerven durchtrennen. Orientieren Sie sich an den Haarbälgen! Vorsicht, daß dabei nicht die Galea aponeurotica und der Musculus occipitalis verletzt werden. Achten Sie bei der Präparation genau auf die Faserrichtung der dünnen Muskeln.

Hautschnitte:

1. Verlängerung des Medianschnitts vom Scheitel (Vertex) über die Protuberantia occipitalis externa bis in die Höhe der Vertebra prominens.

2. Hautschnitt von der Vertebra prominens bis zum Acromion.

Präparation:

3. Verfolgen Sie den dorsalen Teil der Galea aponeurotica zum M. occipitalis (zum M. epicranius gehörend),

4. Stellen Sie den N. occipitalis major und die A. occipitalis dar. Sie finden den N. occipitalis major und die A. occipitalis

  • am Austritt unter dem kleinen Sehnenbogen am Kopfansatz des M. trapezoideus,
  • etwa 3 Querfinger (etwa 2-3 cm) lateral von der Mittellinie und knapp oberhalb einer Horizontallinie durch die Protuberantia occipitalis externa

5. Stellen Sie folgende Strukturen dar:

  • den N. occipitalis minor (aus dem Plexus cervicalis),
  • die segmentalen Hautäste der Rr. dorsales n. spinales auf der Faszie des M. trapezoideus,
  • den M. auricularis posterior und den Ansatz des M. temporalis an der Linea nuchae sup..

6. Präparation des M. trapezius. Achten Sie bei der Präparation genau auf die Faserrichtung der dünnen Muskelpartien.

7. Suchen Sie den CN 11 an der tiefen Oberfläche gemeinsam mit den Ästen der 3. und 4. Zervicalnerven und dem oberflächlichen Ast der A. cervicalis transversa auf.

8. Der präparierte M. trapezius wird etwa 2 cm längs der Dornfortsätze durchtrennt, von medial her präpariert und anschließend nach lateral geklappt. Der mediale Teil wird dadurch bis zum Eintritt des CN 11 vollkommen vom Präparat entfernt.

Beachte:

Die Präparation des M. trapezius erfolgt erst nach Darstellung der Leitungsbahnen!

3. Aufgaben:

Benennen Sie die Komponentendes SMAS – Was haben Sie mobilisiert ?

Welche Gefäße versorgen den SMAS – Lappen ?

Wie groß ist der Hautüberschuss ?

Wie ist die Wirkung :
auf die Nasolabialfalte?
auf die Kulissenfalte ?

Wie macht sich der Zug am Hautlappen an der Stellung des Ohres bemerkbar ?