TOP
 

02 Oberflächliche Gesichtsregion: Mimische Muskulatur

2. Präparation

Vorbemerkungen:

1. Die Präparation der mimischen Muskulatur ist schwierig und zeitraubend. Es besteht ein sehr inniger Zusammenhang mit der Haut und der Subcutis. Daher sind ihre Ansatzstellen nach der Abtragung der Haut zerstört. Um diesen Schaden gering zu halten, haben Sie bei der Präparation des SMAS-Lappens das Skalpell so dicht wie möglich an der Unterseite der Haut geführt!

2. Achten Sie genau auf die Leitungsbahnen des Gesichtes. Ihr Verlauf wird erst in der kommenden Stunde verfolgt!

2.1 Mm. des Schädeldaches M. epicranius
(M. occipito-frontalis und M. temporoparietalis):

Die Haut des Kopfes ist entfernt worden (Kap. 1). Stellen Sie M. epicranius und die Galea aponeurotica dar (Abb. 2-4).

Abb. 2-4: Weichteilmantel des Kopfes

2.2 Mm. in der Umgebung des Auges:

1. Die Präparation beginnt mit der Entfernung des Unterhautfettgewebes vom temporalen Rand der Orbita (oberhalb des Jochbogens) nach nasal.

2. Stellen Sie die oberflächlichen Lagen des M. orbicularis oculi und M. frontalis dar. Die Farbunterschiede zwischen Fett und Bindegewebe einerseits und der Muskulatur andererseits sind in Ihren Präparaten gering. Achten Sie auf den unterschiedlichen Faserverlauf der Muskulatur und tragen Sie Fett und Bindegewebe mit scharfem Skalpell tangential ab. Arbeiten Sie sehr vorsichtig am medialen Augenwinkel.

3. Trennen Sie M. orbicularis oculi von den Fasern des Venter frontalis des M. epicranius wie in Abb. 2-2 dargestellt und stellen Sie den M. procerus sowie den M. corrugator supercilii dar.

4. Achten Sie auf den kleinen Ast des N. palpebralis des N. lacrimalis, der durch den M. orbicularis oculi verläuft und dann in den seitlichen Teil des Oberlids eindringt.

5. Bestimmen Sie die Anteile des M. orbicularis oculi:

Merke:

Der Lidschlag wird von der Pars palpebralis im Wechsel mit dem Lidheber (M. levator palp. sup.) ausgeführt. Beim kräftigen Lidschluss (beim Zukneifen des Auges) hilft die Pars orbitalis.

  • Die Pars orbitalis (derjenige Teil des Muskels, der nicht mehr den Augenlidern angehört) runzelt die Haut in der Umgebung der Augenlider;
  • die Pars palpebralis schließt die Lidspalte;
  • die Pars lacrimalis wirkt auf den Tränensack erweiternd und dadurch ansaugend auf die Tränenflüssigkeit.
Abb. 2-5: Mimische Muskulatur im Bereich des vorderen Augenabschnitts

Rote Pfeile: M. corrugator supercilii, Runzler der Augenbraue. Die Fasern ziehen schräg seitwärts, durchsetzen die Pars orbitalis sowie die Fasern des M. frontalis und strahlen aus in die Haut oberhalb des mittleren Drittels der Augenbraue.

2.3 Mm. in der Umgebung der Nase

1. Prüfen Sie die Beweglichkeit der Nasenspitze. Tasten Sie den Übergang vom knorpeligen zum knöchernen Nasenabschnitt. (Der knorpelige Anteil unterlagert den knöchernen – wichtig bei Nasenkorrekturen!).

2. Stellen Sie den M. nasalis dar (Achten Sie dabei auf seine beiden Anteile). Beachten Sie: Die detaillierte Präparation der Nase erfolgt später. Letzt werden nur die Muskeln der Nase dargestellt.

3. Beschreiben Sie die Stützstrukturen der Nasenspitze (siehe Kapitel 17, Regio nasalis ).

Box 2-1:

Stützstrukturen der Nasenspitze

Hauptstützelemente

  • Größe und Form der medialen und lateralen Flügelknorpelschenkel.
  • Bindegewebige Verbindung zwischen Basis der medialen Flügelknorpelschenkel und Septumknorpel.
  • Bindegewebige Verbindung zwischen kranialem Rand der lateralen Flügelknorpelschenkel und kaudalem Rand der Seitenknorpel.

nachgeordnete Stützstrukturen:

  • Ligamente zwischen den Flügelknorpeln am Dom
  • Septumknorpel am Nasenrücken
  • Sesamoidknorpelkomplex
  • Verbindung der Flügelknorpel mit Haut und mit Muskulatur
  • Spina nasalis anterior, membranöses Septum
Abb. 2-6: Muskeln in der Umgebung der Nase (M. procerus, M. nasalis und M. depressor septi nasi).

2.4 Mm. des äußeren Ohres:

Die Muskeln des äußeren Ohres sind Reste der Ringmuskulatur an der Ohröffnung. Zu ihnen gehören einerseits solche Muskeln, die die Ohrmuschel als Ganzes bewegen (der vordere, der obere und der hintere Ohrmuskel) und solche, die einzelne Teile der Ohrmuscheln gegeneinander bewegen. Beide Anteile sind beim Menschen nur rudimentärer Art. Sie werden daher nicht speziell präpariert. Suchen Sie jedoch die Leitungsbahnen in der direkten Umgebung des Ohres auf. Achten Sie besonders auf den N. auriculotemporalis!

2.5 Mm. des Mundes:

1. Mit dem M. orbicularis oris sind zahlreiche mimische Mm. verflochten; daher gestaltet sich eine saubere Darstellung schwierig. Beginnen Sie auch hier mit den zentralen Abschnitten am Rande des Lippenrots.

2. Danach stellen Sie die radiären Mm. dar und verfolgen Sie vorsichtig deren Muskelzüge in Richtung auf den M. orbicularis oris.

3. Den kaudalen Teil (Unterkieferteil) des M. orbicularis oris stellen Sie im Zusammenhang mit der Präparation des Platysma dar (siehe unten).

Abb. 2-7: Muskeln in der Umgebung des Mundes; Zugrichtung und Faltenbildung der Gesichtshaut
Legende

Abb. 2-7:
a: Muskeln in der Umgebung des Mundes;
b: Zugrichtung und
c: Faltenbildung der Gesichtshaut.

2.6 Platysma:

1. Bestimmen Sie zunächst die Ausdehnung und den Verlauf dieses Muskels, sowie seine Beziehung zur oberflächlichen Halsfaszie.

2. Säubern Sie die Oberfläche des Muskels.

3. Verfolgen Sie die blassen Muskelbündel kinn- und brustwärts. Anschließend legen Sie die Seitenpartien frei.

4. Beachten Sie die Anhaftung des Muskels am Kinn. Setzen Sie die Darstellung über das Kinn fort und stellen Sie die kranialen Abschnitte des Platysmas vom Unterrand der Mandibula in Richtung auf den Lippenwinkel dar. Beachten Sie: Über diesem Abschnitt des Platysmas liegen die Mm. depressor anguli oris und M. risorius (letzterer eine Abspaltung des Platysma). In gleicher Schichthöhe mit dem Platysma ist der M. depressor labii inferioris darzustellen.

5. Beachten Sie lateral den freien Übergang der Muskelbündel in den Gesichtsteil des Muskels. (Teile davon lagern sich dem M. risorius an). (Unter Umständen ziehen Bündel weiter lateralwärts bis unter die Ohrmuschel).

6. Mobilisieren Sie das Platysma, ziehen es ohrwärts und beschreiben den Effekt des "Halslifting".

7. Präparieren Sie den M. risorius frei und schlagen Sie ihn mit dem Rest des Platysmas bis zum Unterkieferrand um.

Zusammen darzustellen sind folgende Mm., die eine genetische Einheit bilden (Staubesand): M. zygomaticus mj., M. zygomaticus min., M. levator labii sup. alaeque nasi (V. facialis verläuft über ihm), M. levator labii sup. Der M. levator anguli oris („Mundwinkelheber“; auch M. caninus, da er in der Fossa canina des Oberkiefers entspringt) ist nach querer Durchtrennung der Mm. zygomaticus min. und levator labii sup. zugänglich.

Interpretieren Sie die Funktionen des radiären oralen Systems und diskutieren Sie die Auswirkung ihrer Kontraktion auf den Gesichtsausdruck (Abb.: 2-3).

Hinweise:

  • Lokalanästhesie bei operativen Eingriffen im Gesichtsbereich
  • Fehlbildungen
  • Physiognomische Funktionen der mimischen Muskeln