1. Theorie
1.1 Einleitung
Folgende Strukturen werden in anderen Kapiteln z.T. ausführlicher behandelt:
- Regio retromandibularis: Kap. 5;
- Fossa infratemporalis: Kap. 11;
- Spatium lateropharyngeum: Kap. 13;
- Mm. tensor et levator veli palatini: Kap. 20;
- Ohrtrompete (Tuba auditiva [Eustachi]): Kap. 20;
- Skelettsystem der Halswirbelsäule
1.2 M. tensor veli palatini
M. tensor veli palatini
siehe auch Abb. 12-11 (Präparation)
(Dilatator tubae, Abductor tubae, Gaumenspanner, Velumheber, Velum-Spanner, Tubenöffner).
- Topographie: An seiner äußern Fläche: M. pterygoideus int.; an seiner inneren Fläche: M. levator veli palatini, Lamina interna des Proc. pterygoideus, und M. constrictor pharyngis sup.
- Ursprung: an der unteren Fläche der Pyramidenspitze und dem angrenzenden Teil des Tubenknorpels (von der unteren Seite des Proc. spinosus des Keilbeins): Der Muskel entspringt teils von der Unterfläche des Keilbeinflügels medial vom Foramen ovale und spinosum, entlang einer nach vorn bis zum Proc. pterygoideus verlaufenden Linie, teils und zwar mit der großen Masse seiner Bündel von der ganzen Länge des Unterrands des lateralen Knorpelhakens und von dem lateralen membranösen Teil des knorpeligen Tubenabschnittes.
- Sphenoid: Spina angularis, hinter dem Foramen ovale, Fossa scaphoidea des Processus pterygoideus;
- Tuba auditiva [Eustachi]: Innenfläche der knorpeligen Tuba und Membrana tubae
- Lage des Muskelbauches; medial vom M. pterygoideus internus;
- Verlauf der Sehne; lateral um den Hamulus pterygoideus;
- Ansatz: Aponeurosis palatina (am vorderen Abschnitt);
- Wirkung: Heber und Spanner des Gaumensegels, Erweiterer der Tuba auditiva;
- Innervation: Ramus pterygoideus des N. trigeminus.
1.3 M. levator veli palatini
M. levator veli palatini
siehe auch Abb. 12-11 (Präparation)
(Heber des weichen Gaumens).
- Ursprung: Unterfläche der Felsenbeinpyramide vor dem Canalis caroticus und von der dorsomedialen, knorpeligen Wand der Tube,
- Verlauf und Endigung: er folgt als plattzylindrischer Muskelbauch dem Laufe der Tube schräg nach unten medial; durch Bindegewebe ist er an ihren unteren Boden an der Grenze der knorpeligen und membranösen Tube angeheftet, dabei durch die Fascia salpingo-pharyngea vom M. tensor veli getrennt. Er kreuzt sich an der pharyngealen Tubenmündung mit dem M. salingo-pharyngeus und inseriert strahlt in das Gaumensegel ein, wobei er sich über die Mittellinie hinweg mit Fasern der anderen Seite durchflechtet.
1.4 Tuba auditiva [Eustachi] (Eustachische Röhre, Ohrtrompete, Tuba pharyngo-tympanica)
Die Tuba auditiva ist eine Verbindung zwischen Mittelohr (genauer Paukenhöhle) und Nasen-Rachen-Raum. Sie schützt, drainiert und belüftet das Mittelohr durch folgende Funktionsbereiche:
- Ventilationsfunktion (Belüftungsfunktion) zum Druckausgleich zwischen Mittelohr und Nasenrachenraum (Außenluft). Das Gleichgewicht der Luftdrucke zu beiden Seiten des Trommelfells ist für die Aufrechterhaltung der Schallübertragung wesentlich.
- Protektionsfunktion gegen Sekrete und gegen Schalldrucke aus dem Nasenrachenraum,
- Drainagefunktion durch das Ableiten von Sekreten aus den Mittelohrräumen (Flimmerepithelauskleidung).
Damit kommt der Tuba auditiva eine wesentliche Bedeutung bei der Entwicklung chronischer Mittelohrerkrankungen zu.
Die Tuba auditiva reicht von ihrem Ostium tympanicum in der Vorderwand der Paukenhöhle (Paries caroticus) bis zum Nasopharynx. Man unterscheidet eine Pars ossea, beginnend am Ostium tympanicum und eine Pars cartilaginea, die bis hin zum Ostium pharyngeum reicht. Die durchschnittliche Länge beträgt etwa 3,5 Zentimeter; hiervon kommen etwa ein Drittel auf den knöchernen, zwei Drittel auf den knorpligen Teil.
Der knorpelige Abschnitt der Tube besteht aus einem häutigen Teil, der Pars membranacea, und dem eigentlichen Tubenknorpel, Pars cartilaginea s. Cartilago tubae. Beide ergänzen sich zu einem Rohr.
Am Tubenknorpel werden eine breite Lamina medialis und eine deutlich schmalere Lamina lateralis unterschieden. Beide Anteile geben dem Tubenknorpelquerschnitt die charakteristische Form eines Hirtenstabes. (Das hakenförmig eingerollte Stück der Tubenplatte wird auch als Knorpelhaken oder Tubenhaken bezeichnet).
Die häutige (membranöse bzw. muskulöse) Tube vervollständigt den Tubenkanal. Sie besteht, abgesehen von der den ganzen Kanal innen überziehenden Schleimhaut, aus einer Faserhaut, die eng mit der Submucosa verwachsen ist und mit der Fascia salpingo-pharyngea in enger Beziehung steht.
Das Lumen der Tuba auditiva hat im Bereich des Isthmus, also am Übergang von knöchernem zu knorpeligem Anteil eine Höhe von 1,3–4,4 mm. Diese nimmt zum Ostium pharyngeum hin zu und erreicht hier 6,3–10,4 mm.
Auf einem Querschnitt durch die Tuba auditiva liegen die Tubenwände im mittleren Abschnitt dicht aufeinander. Während der Phonation und des Schluckaktes werden sie durch die Kontraktion der Mm. tensor und levator
veil palatini getrennt.
Die Fixierung des Tubenknorpels ist von besonderer Wichtigkeit für den Mechanismus der Tubeneröffnung:
- Der M. tensor veli hat außer den oben genannten Knochenpunkten den lateralen Knorpelhaken und die daran anstoßende membranöse Tube zum Ursprung. Er zieht den lateralen Knorpelhaken, sowie die membranöse Tube nach abwärts, wodurch er zur Erweiterung des Tubenlumens beiträgt.
- Bei der Kontraktion des M. levator veli wird das Gaumensegel und der Boden der Tuba nach oben gedrängt, dadurch zugleich die mediale Knorpelplatte nach oben verschoben. Er übt also eine das Ostium pharyngeum verengende Wirkung aus.
siehe auch Abb. 12-11 (Präparation)
1.5 Die tiefe Halsmuskulatur (Muskeln auf der Vorderfläche und an der Seitengegend der Halswirbelsäule)
Die tiefliegende Halsmuskulatur zerfällt in zwei Gruppen: die eine nimmt die Seitengegend der Wirbelsäule ein (paravertebrale Muskulatur), die andere liegt der Vorderfläche der Wirbelsäule auf (praevertebrale Muskulatur).
Legende
Abb. 12-1:
Skelettsystem und Bandapparat der HWS und angrenzenden BWS.
Abb. 12-2:
M. longus colli (gelb) sowie
M. scalenus medius (rot).
5. M. scalenus med.,
6. M. scalenus post.
Abb. 12-3:
Beziehung des oberen schrägen lateralen Teils des M. longus capitis (pink) und des
M. scalenus anterior (hellrot) zu denselben Querfortsätzen (3-6).
A. Muskeln auf der Vorderfläche der Halswirbelsäule
(vordere Gruppe = praevertebrale Muskeln)
Prävertebrale Halsmuskeln (tiefe Halsmuskeln) sind senkrecht angeordnete flache Muskeln, die direkt auf der Halswirbelsäule (HWS) liegen und von den Ästen des Plexus cervicalis innerviert werden. Sie sind zwischen Wirbelkörpern und Querfortsätzen ausgespannt, verbinden diese miteinander und überspringen dabei einige Wirbel; die kranialen Fasern erreichen das Hinterhauptbein. Sie werden vom tiefen Blatt der Halsfaszie bedeckt.
Ihre Aufgabe besteht im wesentlichen in der Flexion und Seitenneigung des Halses. Hierzu gehören der
- M. rectus capitis anterior (kleiner vorderer gerader Kopfmuskel)
- M. longus capitis (langer Kopfmuskel)
- M. longus cervicis (colli) (langer Halsmuskel)
- Im Zusammenhang mit der Präparation wird auch der M. rectus capitis lateralis (seitlicher gerader Kopfmuskel) bei dieser Muskelgruppe besprochen, obgleich er nicht unmittelbar vor der Halswirbelsäule liegt. Er gehört, genau genommen, zur Gruppe der Musculi intertransversarii der Wirbelsäule.
Der M. rectus capitis anterior entsteht am vorderen Bogen des Querfortsatzes des Atlas, verläuft schief nach innen und oben, wird vom vorigen bedeckt, hat mit ihm dieselbe Insertion und somit auch dieselbe Wirkung.
Der seitliche gerade Kopfmuskel, M. rectus capitis lateralis, zieht vom Querfortsatz des Atlas zum Processus jugularis des Hinterhauptbeins.
Der M. longus capitis entspringt mit vier sehnigen Zipfeln vom vorderen Rand des dritten bis sechsten Halswirbel-Querfortsatzes (dies ist auch der Ursprung des M. scalenus anterior s.u., Abb. 12-3). Er verläuft aufwärts und heftet sich an die untere Fläche der Pars basilaris des Hinterhauptbeins.
Er wirkt, wie der M. rectus capitis lateralis, als Kopfnicker, d. h. beide beugen den Kopf nach vorn.
Der M. longus colli bedeckt die vordere Wirbelsäulenfläche vom ersten Hals- bis zum dritten Brustwirbel. Er hat einen komplizierten Bau, denn er besteht eigentlich aus drei Muskeln. Der erste, der Lage nach der innerste, ist ein gerader, gefiederter Muskel, der sich vom Körper des dritten Brustwirbels bis zum Körper des Axis erstreckt. Er beugt die Halswirbelsäule. Der zweite, kleinere, etwas schräg nach aus- und aufwärts gerichtete Muskel entspringt fleischig von der Seite des Körpers des zweiten und dritten oberen Brustwirbels, und inseriert mit zwei oder drei kurzen Sehnen, am vorderen Rand der zwei oder drei letzten Halswirbel-Querfortsätze. Der dritte, etwas stärkere, entspringt mit zwei Zacken von den vorderen Rändern der Querfortsätze des dritten und vierten Halswirbels, läuft schief nach innen und oben, und setzt am Tuberculum des vorderen Halbringes des Atlas an. Er beugt die Halswirbelsäule, und dreht sie zugleich, aber in entgegengesetzter Richtung zum zweiten.
Funktion:
Beidseitige Wirkung:
Mm. longus capitis beugt den Kopf nach vorn,
M. longus colli streckt die lordotische Halswirbelsäule.
Einseitige Kontraktion:
Neigung des Kopfes zur gleichen Seite; (leichte Drehung durch die schrägverlaufenden Züge).
B. Muskeln an der Seitengegend der Halswirbelsäule
(paravertebrale Muskulatur, seitliche Gruppe = Scalenusmuskeln)
Zur Scalenusgruppe (Treppenmuskeln, Rippenhalter) gehören beidseits 3 Muskeln. Sie ziehen von den Querfortsätzen gewisser Halswirbel zur ersten und zweiten Rippe abwärts. Sie können deshalb als Hebemuskeln der beiden oberen Rippen angesehen werden, vorausgesetzt, dass der Hals durch andere Muskeln fixiert ist. Sind die Rippen fixiert und der Hals beweglich, so werden die Mm. scaleni den Hals drehen (wenn sie nur auf einer Seite agieren), oder ihn vorwärts beugen, (wenn sie simultan auf beiden Seiten wirken).
- M. scalenus anterior: entspringt von den Querfortsätzen der mittleren Halswirbel (3–6) und inseriert an der Oberseite der 1. Rippe. Der N. phrenicus (Zwerchfellnerv) kreuzt seine vordere Fläche schief von außen und oben, nach innen und unten. Vor dem M. scalenus anterior verläuft die V. subclavia (Sondierung zum rechten Herzen).
- M. scalenus medius: entspringt von den Querfortsätzen aller Halswirbel und setzt etwa 1,5 cm hinter dem vorigen an der 1. Rippe an. Zwischen dem Ursprung des vorderen und mittleren M. scalenus bleibt eine dreieckige Spalte mit oberer Spitze offen, die hintere Scalenuslücke. Durch sie verlaufen die Versorgungsstränge für den Arm (A. subclavia und Plexus brachialis). (Plexusanästhesie für Operationen am Arm).
- M. scalenus posterior: entspringt von den Querfortsätzen der unteren Halswirbel (5–7) und setzt an der Oberseite der 2. Rippe an. Er ist der kleinste der 3 Scalani und häufig mit dem mittleren verwachsen.
Funktion:
Als Atemhilfsmuskeln können die Mm. scaleni bei beidseitiger Kontraktion die oberen Rippen anheben und somit die Inspiration fördern. Dabei arbeiten sie eng mit den Interkostalmuskeln zusammen.
Letztere halten durch ihren Tonus die Rippenabstände konstant, so dass die Hebung der oberen Rippen letztlich die des gesamten Brustkorbes zur Folge hat. Wahrscheinlich werden die Mm. scaleni vorwiegend bei der Ruheatmung gebraucht und gehören somit zu den wichtigsten Atemhilfsmuskeln überhaupt.
Innervation:
Da die Mm. scaleni phylogenetisch Zwischenrippenmuskeln entsprechen, die nach der Auflösung der Halsrippen miteinander verschmolzen sind, ist ihre segmentale Innervation zu verstehen. Sie werden durch kurze Äste aus dem Plexus cervicalis und brachialis (C2–C8) innerviert. Durch diese reiche Nervenversorgung ist eine vollständige Parese der Muskelgruppe nur selten.
Da sie vorn durch den Kopfwender, hinten durch den Trapezmuskel bedeckt sind, können sie nur seitlich in der Tiefe der Fossa supraclavicularis betastet werden.
FILM: Subclavian Artery and Visceral Section of Neck
University of Michigan:
Subclavian artery and visceral section of the neck using a human cadaver.
FILM: External Carotid Artery - Retrostyloid Region
University of Michigan:
The anatomical landmarks of the external carotid artery, including the retrostyloid region using a human cadaver.
FILM: TMJ, Pterygoid Muscles, Maxillary Vessels
University of Michigan:
The gross anatomy and dissection of the temporomandibular joint, pterygoid muscles, and the maxillary vessels of a human cadaver.